Video-On-Demand verfügbar: DVD bestellen Englisch mit deutschen und türkischen Untertiteln Länge: 40 min. © 2013
Kaptan June
Portrait von Barbara Trottnow Bildgestaltung: Jonas Trottnow Schnitt: Armin Riegel Musik: Martin Lejeune
June Haimoff lebt seit Mitte der 80 Jahre in Dalyan (Türkei) und engagiert sich dort für den Schutz der vom Aussterben bedrohten Meeresschildkröten. Als an ihrem Niststrand ein Hotel gebaut werden sollte, startete sie eine weltweite Kampagne, mit Erfolg, das Hotel wurde nicht gebaut und der Iztuzu Strand ist heute Teil eines Sonderschutzgebiets. Vor Ort nennen sie alle ‚Kaptan June’. Bevor die Engländerin in Dalyan blieb, war sie mit ihrem Boot durchs Mittelmeer gefahren. Im Dezember 2012 feierte sie ihren 90. Geburtstag, aber voller Energie kämpft sie weiter für den Schutz der Umwelt. Vor drei Jahren hat sie eine Stiftung gegründet, die sich dafür einsetzt, den natürlichen Lebensraum der Meeresschildkröten zu erhalten und sie vor den Auswirkungen des Tourismus zu schützen. Denn jedes Jahr kommen mehr Touristen an den Strand, meist nur für einen Tag, um ein Stück vermeintlich unberührter Natur zu sehen. Die Zahl der Boote, die Ausflüge an den ‚Schildkrötenstrand’ anbieten, ist ständig gewachsen. Kaptan June’s Stiftung bietet nun allen Kapitänen an, die Propeller ihrer Boote mit einer Art Schutzkäfig zu versehen, damit die Schildkröten nicht verletzt werden. Barbara Trottnow kennt June Haimoff seit 22 Jahren, aus dem seither gesammelten Material und mehreren langen Interviews ist ein persönliches Portrait entstanden, das ihr Engagement würdigt. Der Film ist der erste Baustein eines Crossmedia Projekts, das mit unterschiedlichen Medien und aus verschiedenen Blickwinkeln darauf eingeht, wie negative Folgen von Tourismus begrenzt werden können. [nächste Seite]
1984 verkaufte June ihr Boot und lebte drei Sommer lang in einer Hütte am Strand. Das sei die beste Zeit in ihrem Leben gewesen, erzählt sie. Damals war sie die einzige Ausländerin, die anderen Hütten gehörten Einheimischen. Um den beginnenden Tourismus nicht zu stören, wurden die Hütten verboten, und June zog in das 10 km entfernte Dalyan. Ihre Hütte nahm sie mit und stellte sie in ihrem Garten auf. Aber vor wenigen Jahren kehrte die Hütte an den Strand zurück und wurde ein Museum, in dem die Geschichte von Kaptan June erzählt und über die aktuellen Probleme informiert wird. Durch den Verkauf von Souvenirs sammelt die ‚Kaptan June’s Stiftung zum Schutz der Meeresschildkröten’ Geld für ihre Projekte. Mit Hilfe der Medien haben Kaptan June, Naturschützer aus aller Welt und einige Einheimische Ende der 80er Jahre verhindert, dass am Strand gebaut wird. Heute ist der Strand nachts gesperrt, damit die Schildkröten ungestört ihre Eier ablegen können. Und es gibt nur ein kleines Café an jeder Seite des Strandes. Aber dafür setzte der Bauboom im nahe gelegenen Dalyan an. Als June kam, lebten dort nur wenige Fischer und Baumwollbauern. Heute ist Dalyan einer der bekanntesten Touristenorte in der Türkei. June reichen die Schutzmaßnahmen nicht aus. Für sie stehen am Strand inzwischen viel zu viele Liegen und Sonnenschirme und schränken den Bereich ein, in dem die Schildkröten ihre Eier ablegen können. Besonders empört ist June über die Bootstouren, auf denen Schildkröten gefüttert werden, um sie den Touristen aus der Nähe zu zeigen. [nächste Seite]
Als Barbara Trottnow 1991 zum ersten Mal nach Dalyan kam, waren am Strand noch die Überreste einer Baugrube zu sehen. Ein Hotel mit 600 Betten war geplant, ein türkisch-deutsches Bauprojekt, gefördert mit Geldern aus der deutschen Entwicklungshilfe. Das Hotel wurde nicht gebaut, aber so unberührt wie vorher wurde der Strand nie wieder. Die Baugrube wurde zugeschüttet und dient heute als Parkplatz. 2002 drehte Barbara Trottnow in Dalyan den Film „Kadir – der Baumwollbauer“, in dem June auch ein Interview gibt. Kadir sah im Anbau von Ökobaumwolle keine Zukunft und begann, Touristen das ‚gerettete Paradies’ zu zeigen. In weiteren Filmen, einem Buch und einer interaktiven Website wird die Autorin aufzeigen, welche Veränderungen der Tourismus gebracht hat, an einem Ort, wo vieles richtig gemacht wurde, den es dennoch weiterhin zu schützen gilt. Im Mittelpunkt dieses Films aber steht June Haimoff, die eindrücklich beschreibt, was mit ihr geschah, als sie einer Schildkröte beim Eierlegen zuschaute, und wie sehr sie dieser Strand vom ersten Augenblick an faszinierte. Und sie erzählt, welche Ideen sie für die Zukunft hat. Der Film wurde ermöglicht durch die Unterstützung von Soroptimist International, Club Mainz. Zusätzliche Infos: Kaptan June's Stiftung