bestellen Zweisprachig: Deutsch / Türkisch Länge: 87 min. © 2010
Deutsch aus Liebe
Kamera: Rüdiger Kortz Jörg Süß Schnitt: Armin Riegel Musik: Mikail Aslan Martin Lejeune
Ein Deutschkurs in der türkischen Stadt Balıkesir ist der Ausgangspunkt für diese Langzeitbeobachtung. Die Teilnehmerinnen lernen Deutsch, weil sie einen in Deutschland lebenden türkischen Mann heiraten und zu ihm ziehen wollen. Der Film begleitet drei Frauen aus diesem Kurs auf ihrem Weg von der Türkei nach Deutschland, in ein neues Leben. Der Film erzählt aus der Perspektive der Frauen. Seher (24), Sümeyra (21) und Durdu (20) sind sehr verliebt, als wir sie zum ersten Mal in der Türkei treffen. Ihre künftigen Männer sind in Deutschland geboren und aufgewachsen. Im Film erzählen die drei Frauen, wie sie sich kennen gelernt haben. Bei Seher ist es eine „Kinderliebe“, im Sommer ist ihr Mann immer mit seiner Familie aus Deutschland gekommen und hat die Ferien in demselben Dorf verbracht, aus dem auch ihre Eltern stammen. Die Ehen von Sümeyra und Durdu wurden von den Familien vermittelt; erst haben sie mit ihren künftigen Männern eine Zeit lang telefoniert, und gleich beim ersten Treffen hat es dann „gefunkt“. Keine der drei Frauen war schon einmal in Deutschland, und ihre künftigen Ehemänner haben ihnen auch nicht viel von ihrem Leben dort erzählt. Deren Familien sind einst als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen – und geblieben. Heiratsmigration nennen die Experten, worauf die jungen Frauen sich voller Vorfreude einlassen. [nächste Seite]
Nur mit dem Nachweis von Deutschkenntnissen bekommen die Frauen ein Visum für die Einreise in Deutschland. So schreibt es das deutsche Aufenthaltsgesetz seit einigen Jahren vor. Wir waren dabei, als die Frauen die ersten Wörter Deutsch üben, wir haben erlebt, wie schwer ihnen das fällt, denn sie haben vorher noch nie eine Fremdsprache gelernt. Wir haben gesehen, wie sie in der Türkei leben, wo sie aufgewachsen sind, wie sehr sich das Leben in der Stadt und auf dem Land unterscheidet. Und wir haben mitgezittert, als unsere Protagonistinnen nach drei Monaten beim Goethe-Institut die Prüfung machen, von der ihre Zukunft abhängt. In Deutschland haben wir die jungen Ehefrauen dann wieder getroffen Ein Jahr nach der bestandenen Sprachprüfung in der Türkei sprechen alle drei schlechter Deutsch als damals in der Türkei. Nur Sümeyra geht gleich nach der Ankunft in einen weiteren Sprachkurs. Seher muss mehr als sechs Monate warten, bis in St. Ingbert, ihrem neuen Zuhause, ein passender Kurs beginnt. Die Bedeutung der Sprache steht im Mittelpunkt des Films. Die Sprachprobleme werden erfahrbar, bis zum Schluss kommen wir nicht ohne Dolmetscherin aus. Und auch die erste Generation spricht noch immer schlecht Deutsch. Als sie damals kamen, wurde auf Sprachkenntnisse nicht geachtet. [nächste Seite]
Ohne Klischees und Vorurteile zu bedienen, bietet der Film die Chance, die jungen Frauen aus der Türkei kennen zu lernen. Die Zuschauer können sich selbst ein Bild machen, Menschen und Szenen sprechen für sich. Fröhlich, verliebt und voller Vorfreude auf die Zukunft, so haben wir die Frauen in der Türkei erlebt. Erst hier merken sie, dass z.B. ihr Wunsch berufstätig zu sein, schwer realisierbar ist. Heimweh ist eines ihrer großen Probleme, aber vor allem die Sprachprobleme hindern sie daran, ihre neue Umwelt zu erkunden. Seher hat in der Türkei als Verkäuferin gearbeitet und sich gern mit einer Freundin im Café getroffen, in Deutschland traut sie sich nicht allein vor die Tür. In der Türkei gelten die Almancılar (Deutschländer) als reich, sie geben viel Geld für die Hochzeiten aus und sind auch sonst großzügig, wenn sie im Urlaub in die alte Heimat kommen. Erst in Deutschland erfährt eine unserer Protagonistinnen, dass ihr Mann arbeitslos ist. Der Film liegt in einer deutsch-türkischen Sprachfassung vor, die türkischen O-Töne sind deutsch untertitelt, die deutschen türkisch. So können auch Türken mit schlechten oder gar keinen Deutschkenntnissen den Film verstehen. Gefördert von „Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur“, „Hessische Filmförderung“ und „Filmstiftung Nordrhein-Westfalen“